coMMents - Chronicle of the Mauthausen Memorial current studies https://comments.mauthausen-memorial.org/index.php/comments <p>coMMents (<strong>c</strong>hronicle <strong>o</strong>f the <strong>M</strong>authausen <strong>M</strong>emorial: curr<strong>ent s</strong>tudies) ist eine Open-Access-Zeitschrift der KZ-Gedenkstätte Mauthausen für wissenschaftliche Artikel zur Geschichte des KZ-Mauthausen und seiner über 40 Außenlager. Eingereichte Artikel werden nach erfolgreichem Durchlaufen des Editorial Review-Begutachtungsverfahrens auf unserer Website bereitgestellt. Von den Autor*innen werden keine Publikationsgebühren erhoben und Leser*innen stehen die Artikel als Download kostenlos zur Verfügung.</p> KZ-Gedenkstätte Mauthausen | Mauthausen Memorial de-DE coMMents - Chronicle of the Mauthausen Memorial current studies 2960-4303 Die „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ und ihre Wirtschaftstätigkeit in Gusen. https://comments.mauthausen-memorial.org/index.php/comments/article/view/7 <p>Der Beitrag geht den Fragen nach, warum die SS sich wirtschaftlich mit der Ziegel- und Granitsteinherstellung befasste, wie es zur Kooperation mit der Rüstungswirtschaft kam und wie die wirtschaftlichen Intentionen mit den politischen Zielen der Repression und Vernichtung in Verbindung gebracht wurden. Die SS-eigene „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ (DESt) übernahm zunächst Baustoffbetriebe, um die nationalsozialistischen Monumentalbauprojekte in Berlin und anderen „Führerstädten“ zu beliefern. Später kam die Baustoffversorgung in Germanisierungsgebieten hinzu. Ein Nebenaspekt bestand darin, die finanziellen Überschüsse für SS-Zwecke zu nutzen. Die Granitsteinherstellung in Mauthausen (ab 1938) und Gusen (ab 1940) war der größte und ertragreichste Werkskomplex der DESt. Allerdings blieb der Umfang derWerksteinherstellung deutlich hinter den Zielsetzungen zurück; hergestellt wurden überwiegend Pflastersteine und Schotter.</p> <p>Da Arbeitskräfte immer knapper wurden, arbeiteten ab 1943 immer mehr Häftlinge der DESt in kriegswirtschaftlich wichtigen Projekten, vor allem für das Hauptzeugamt Wien, für Steyr-Daimler-Puch und für Messerschmitt. Wegen der alliierten Bombenangriffe begannen Anfang 1944 Bauarbeiten zur Herstellung unterirdischer Produktionsflächen, unter anderem für die Montage von Messerschmitt-Flugzeugen. Obwohl der SS-Führung die ökonomischen Zielsetzungen wichtig waren, hatten im KZ-Alltag die Repressions- und Vernichtungsziele in der Regel Vorrang vor wirtschaftlichen Vorteilen. Die Menschenleben<br />der KZ-Gefangenen zählten wenig.</p> <p>DOI: <a href="https://doi.org/10.57820/mm.comments.2022.01" target="_blank" rel="noopener">https://doi.org/10.57820/mm.comments.2022.01</a></p> Hermann Kaienburg Copyright (c) 2022 coMMents - Chronicle of the Mauthausen Memorial current studies 2023-08-03 2023-08-03 7 19 KZ-Zwangsarbeit für eine rationelle Rüstungsproduktion im Luftkrieg. Neue Dokumente zur Genese der unterirdischen Flugzeugfabrik „Esche II“ („Bergkristall“) der Messerschmitt GmbH Regensburg in St. Georgen an der Gusen. https://comments.mauthausen-memorial.org/index.php/comments/article/view/8 <p>Im Imperial War Museum archivierte Aktenbestände der Firma Messerschmitt enthalten einige bisher in der Forschung nicht beachtete Schlüsseldokumente zur Genese der 1944/45 durch Zwangsarbeit von Tausenden Häftlingen des Konzentrationslagers Gusen errichteten unterirdischen Fabrik mit dem Tarnnamen „Esche II“ bzw. „Bergkristall“ in St. Georgen an der Gusen, die der Produktion des Düsenjagdflugzeuges Me 262 dienen sollte. Deutlicher als bisher bekannt wird die von Anfang an bestehende enge Kooperation zwischen dem Reichsluftfahrtministerium, der Firma Messerschmitt, der SS und dem für die Planung und Durchführung zuständigen Wiener Ingenieurbüro Fiebinger bei der Realisierung dieses auf rationelle Produktion bei maximalem Schutz vor Luftangriffen ausgerichteten Projektes. Die Stollenanlage in St. Georgen war im Frühjahr 1945 der am weitesten ausgebaute und größte tatsächlich in Betrieb genommene unterirdische Produktionsstandort von Messerschmitt.</p> <p>DOI: <a href="https://doi.org/10.57820/mm.comments.2022.02" target="_blank" rel="noopener">https://doi.org/10.57820/mm.comments.2022.02</a></p> Bertrand Perz Copyright (c) 2022 coMMents - Chronicle of the Mauthausen Memorial current studies 2023-08-03 2023-08-03 20 54 KZ Gusen - Ein Geheimnis hinter dem Geheimnis? Eine Dekonstruktion. https://comments.mauthausen-memorial.org/index.php/comments/article/view/9 <p>Das Konzentrationslager Gusen, errichtet ab Ende 1939 und bestehend aus den Lagerteilen Gusen I, II und III, war ein Zweiglager des KZ Mauthausen und mit insgesamt über 70.000 Häftlingen phasenweise das größte Konzentrationslager auf österreichischem Gebiet. Die Gefangenen mussten zunächst im Lageraufbau und in den Steinbrüchen Zwangsarbeit leisten. Ab 1943 wurden sie vermehrt in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Ab Anfang 1944 mussten Häftlinge im benachbarten St. Georgen eine rund 8 Kilometer lange Stollenanlage mit dem Tarnnamen „Bergkristall“ bzw. „Esche II“ errichten, welche für die Produktion von Bauteilen des Messerschmitt-Strahlenflugzeug Me 262 vorgesehen war. Mehr als 8.000 Häftlinge kamen beim Bau dieser Anlage ums Leben.</p> <p>In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Hypothesen in Umlauf gebracht, die nahelegen sollen, dass die Geschichte des KZ Gusen – insbesondere jene der Stollenanlage „Bergkristall“ – aufgrund neuer Dokumentenfunde und anderer Indizien „neu geschrieben“ werden müsse. Der vorliegende Text setzt sich zum Ziel, die in dieser medial geführten Debatte aufgeworfenen Hypothesen zusammenfassend darzustellen und sie auf Basis des Forschungsstandes zu Gusen zu diskutieren. Ebenso werden die Art der Argumentation und die damit verbundenen rhetorisch-diskursiven Strategien kritisch analysiert. Er versucht dabei aufzuzeigen, dass manche der vorgebrachten Argumentationsweisen verschwörungstheoretische Merkmale aufweisen.</p> <p>DOI: <a href="https://doi.org/10.57820/mm.comments.2022.03" target="_blank" rel="noopener">https://doi.org/10.57820/mm.comments.2022.03</a></p> Christian Dürr Copyright (c) 2022 coMMents - Chronicle of the Mauthausen Memorial current studies 2023-08-03 2023-08-03 55 77 Häftlinge nach Paragraf 175a im Lagerkomplex Mauthausen-Gusen. Verschwiegene Biografien von Polen aus dem "Reichsgau Wartheland". https://comments.mauthausen-memorial.org/index.php/comments/article/view/10 <p>Die Lage von nicht heteronormativen Personen im „Reichsgau Wartheland“ zwischen 1940 und 1943 wird bis zu einem gewissen Grad durch zwei Aktenbestände aus den Gefängnissen in Rawicz and Wronki veranschaulicht. Die Dokumentation beider Sammlungen ist zwar unvollständig, aber unter den mehr als 500 Akten, die nicht vernichtet wurden, befinden sich Dokumente zu 35 Fällen von Personen, die wegen der Paragrafen 175 und 175a des Deutschen Strafgesetzbuches verurteilt worden waren. Die meisten von ihnen wurden, nachdem sie ihre Strafen in Schutzhaft abgebüßt hatten, in Konzentrationslager verbracht. Sie wurden in den Lagerkomplex Auschwitz-Birkenau-Monowitz, den Emslandlagerkomplex, in das KZ Bergen-Belsen oder das KZ Ravensbrück deportiert. Einige von ihnen wurden als Kriegsverbrecher erachtet, die vorübergehend in Isolation bleiben mussten. Vier von ihnen wurden in den KZ-Komplex Mauthausen-Gusen transportiert.</p> <p>Die erforschten Biografien von Häftlingen des KZ-Komplexes Mauthausen-Gusen, die wegen der Paragrafen 175 und 175a verurteilt worden waren und in diesem Text behandelt werden, stellen lediglich einen Auftakt zu weiterer Recherche dar. Alle der hier gezeigten Fälle ereigneten sich zwischen 1940 und 1943 und betrafen ausschließlich polnische Staatsbürger. Der Prozess der Rekonstruktion ihrer Biografien bedeutet einerseits einen weiteren Schritt darin, die Geschichte von nicht heteronormativen Personen aus Mittelosteuropa, die keine deutsche Staatsbürgerschaft hatten und während des Zweiten Weltkriegs Verfolgung ausgesetzt waren, sichtbar zu machen. Andererseits stellt diese Arbeit einen Ausgangspunkt für weitere Forschung zum Zweck der Vervollständigung der Narrative der Opfer beider Paragrafen durch das Mauthausen-Gusen Memorial dar.</p> <p>DOI: <a href="https://doi.org/10.57820/mm.comments.2022.04" target="_blank" rel="noopener">https://doi.org/10.57820/mm.comments.2022.04</a></p> Joanna Ostrowska Copyright (c) 2022 coMMents - Chronicle of the Mauthausen Memorial current studies 2023-08-03 2023-08-03 78 97 Polen in Gusen - Gusen in Polen. Zwischen individueller Erfahrung und kulturellem Gedächtnis. https://comments.mauthausen-memorial.org/index.php/comments/article/view/13 <p>Die elementare Konzentrationslager-Demografie zeigt uns, dass die Inhaftierung in den Lagern des KZ-Systems Mauthausen-Gusen die Erfahrung von Zehntausenden von Polen war. Die meisten von ihnen befanden sich in Gusen, wo sie lange Zeit die größte nationale Häftlingsgruppe darstellten. Wichtiger als diese quantitative Perspektive war jedoch der ausgeprägte Gemeinschaftssinn der Lagererfahrung dieser Gruppe. Von unten gepflegt, aber auch auf verschiedene Weise institutionalisiert – einschließlich der Rituale des offiziellen, staatlichen Gedenkens – bestand sie mehrere Jahrzehnte nach dem Krieg, bis zum Lebensende der letzten polnischen Überlebenden. In den letzten Jahren ist dieses biografische und soziale Gedächtnis zum Gegenstand einer intensiven staatlichen Geschichtspolitik geworden – selektiv, ausgerichtet auf das Gedenken an Gusen als „das Vernichtungslager für polnische Intelligenz“, und seine Aufnahme in den Kanon des polnischen kulturellen Gedächtnisses. Die Frage nach der Rolle des Gusen Memorials in diesem Prozess bleibt offen.</p> <p>DOI: <a href="https://www.doi.org/10.57820/mm.comments.2022.05" target="_blank" rel="noopener">https://www.doi.org/10.57820/mm.comments.2022.05</a></p> Piotr Filipkowski Copyright (c) 2023 coMMents - Chronicle of the Mauthausen Memorial current studies 2023-08-09 2023-08-09 98 122 Betriebsführung als Kriegsführung gegen den Feind. KZ-Zwangsarbeit in der Produktionsverlagerung der Steyr-­Daimler-Puch AG im KZ Gusen und der Linzer Volksgerichtsprozess gegen die ehemaligen Betriebsleiter. https://comments.mauthausen-memorial.org/index.php/comments/article/view/15 <p>Der folgende Beitrag beleuchtet die Waffenfertigung der Steyr-Daimler-Puch AG (SDPAG), die seit 1943 in mehreren Etappen in das Konzentrationslager Gusen verlegt wurde. Der Aufsatz beginnt mit einem Überblick über die Entwicklung des Konzerns im Rahmen der Ausrichtung auf die nationalsozialistische Rüstungsproduktion. Danach werden die vertraglichen Vereinbarungen zwischen der SDPAG und der „Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH“ (DESt) über die Kooperation im KZ Gusen skizziert. Im Zentrum der Betrachtung steht schließlich die praktische Ausgestaltung des Einsatzes von KZ-Häftlingen in der Waffenfertigung. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle der Betriebsleitung der SDPAG im KZ Gusen sowie der späteren juristischen Ahndung von Kriegsverbrechen im Kontext der Häftlingszwangsarbeit durch einen Volksgerichtsprozess am Landesgericht Linz.</p> <p>DOI: <a href="https://www.doi.org/10.57820/mm.comments.2022.06" target="_blank" rel="noopener">https://www.doi.org/10.57820/mm.comments.2022.06</a></p> Silvia Rief Copyright (c) 2023 coMMents - Chronicle of the Mauthausen Memorial current studies 2023-08-09 2023-08-09 123 154 Editorial https://comments.mauthausen-memorial.org/index.php/comments/article/view/5 <p>Editorial</p> <p>DOI: <a href="https://doi.org/10.57820/mm.comments.2022.00" target="_blank" rel="noopener">https://doi.org/10.57820/mm.comments.2022.00</a></p> Elisa Frei Gregor Holzinger Katharina Kniefacz Andreas Salmhofer Copyright (c) 2022 coMMents - Chronicle of the Mauthausen Memorial current studies 2023-08-03 2023-08-03 4 6