In Wien als homosexuell Verurteilte im KZ Mauthausen
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Abstract
Auf Basis der NS-Opferdatenbank von Qwien konnten 22 Männer ermittelt werden, die in Wien als homosexuell verurteilt wurden und die in der Folge ins Konzentrationslager Mauthausen eingewiesen wurden. Nur vier Verurteilte wurden direkt nach Mauthausen deportiert, die meisten, insgesamt 15 Männer, kamen aus Dachau. Im Beitrag werden die Biografien der 14 Häftlinge, die in Mauthausen ermordet wurden, rekonstruiert. Dabei wurde festgestellt, dass nicht allen dieser Häftlinge der „rosa Winkel“ bzw. „§ 175“ zugeordnet wurde, obwohl der Grund ihrer Einweisung ins Konzentrationslager in einer Verurteilung nach § 129 Ib lag, jener Paragraf, der seit 1852 „Unzucht wider die Natur“ strafrechtlich verfolgte. Einzelne wurden mit dem Vermerk PSV bzw. BV als „Berufsverbrecher“ kategorisiert, Andere wurden mit der Zuschreibung „Arbeitszwang Reich“ (AZR) als „asozial“ registriert. Nur 13 der in Wien als homosexuell Verurteilten wurden in Mauthausen tatsächlich in der Kategorie der „§ 175“-Häftlinge geführt. Auch wenn der Untersuchung aufgrund der geringen Fallzahlen keine statistische Relevanz zugesprochen werden kann, zeigt sie, dass eine bloße Zählung der in Konzentrationslagern als homosexuell registrierten Häftlinge nur ein eingeschränktes Bild vermittelt, der durch intersektionale, mikrohistorische und biografische Forschung ergänzt werden muss, um die wahre Dimension der Verfolgung Homosexueller zu erfassen.